Herr Krause, warum sollte ich als Bauunternehmen Geld für Baulogistik ausgeben?
Das ist eine gute Frage, die tatsächlich häufiger gestellt wird. Grundsätzlich muss man Folgendes verstehen: Den überwiegenden Teil dieser Summe gibt man ohnehin aus. Nehmen wir die Versorgung einer Baustelle mit Baustrom. Die Baustromanlage benötigen Sie in jedem Fall – ob Sie nun von einem Baulogistiker gestellt oder die Leistung durch ein Einzelgewerk wie z. B. dem Rohbau erbracht wird. Der Unterschied hierbei ist jedoch: der Baulogistiker hat keine gewerklichen Einzelinteressen, sondern übernimmt die Aufgaben immer aus der Perspektive des übergeordneten Gesamtbedarfes einer Baustelle. So optimiert er neben der Leistung in der Regel auch die Kosten. Zusammengefasst kann man also sagen: Sie reduzieren Kosten an verschiedenen Stellen und bündeln diese stattdessen zentral an einer einzigen Stelle, nämlich beim Baulogistiker. Und der Teil, welchen Sie für dessen Koordinationsleistung ausgeben, der amortisiert sich in jedem Fall.
Ein weiteres Beispiel ist die Baufortschrittsleistung. Tatsächlich wird nämlich nur etwa ein Drittel der Arbeitszeit auf Baustellen produktiv genutzt. Die übrigen zwei Drittel entfallen auf Nebenleistungen – also Zeiten, die die Arbeitskräfte mit Transport- und Entsorgungstätigkeiten, Suchen, Warten oder schlicht mit Wegen verbringen. Währenddessen kann der Arbeiter seiner Haupttätigkeit und damit der Erbringung der Baufortschrittsleistung nicht nachgehen. Als anschauliches Beispiel stellen Sie sich hier eine Containeranlage vor, die nicht optimal auf dem Baufeld platziert wurde. Infolgedessen verlängern sich die Laufwege auf dieser Baustelle um eine Minute. Eine Minute klingt erst einmal nicht dramatisch. Aber jeder einzelne Mitarbeiter geht mehrmals am Tag zu dieser Containeranlage: Er macht Pause, sucht die sanitären Einrichtungen auf und so weiter. Dann kommt allein dieser eine Mitarbeiter auf geschätzte 10 Minuten mehr Wegezeit am Tag. Auf einem Großprojekt sind durchaus 300 Personen oder mehr tätig; das ganze verdreihundertfacht sich also. Aus 10 Minuten werden 3.000 Minuten und 3.000 Minuten ergeben 50 Stunden. Und diese 50 Stunden – also die Leistungszeit von über 6 vollen Arbeitstagen – verlieren Sie durch eine nicht optimal geplante Containeranlage mit einer verlängerten Wegezeit von nur einer einzigen Minute! Jetzt können Sie selbst ausrechnen, was passiert, wenn die Wegezeit infolge einer nicht optimalen Planung noch länger ausfällt.
Oder betrachten wir den Bereich Entsorgung. Wenn ein Handwerker sich aufgrund von Zeitdruck entscheiden muss, ob er weiterarbeitet und somit Baufortschritt generiert oder seinen Arbeitsplatz reinigt bzw. aufräumt, wird er sich fürs Weiterarbeiten entscheiden. Es entsteht also ein typischer, aber grundsätzlich vermeidbarer, Interessenskonflikt. Die Baustelle wird in der Folge nicht gereinigt; herumliegende Restmaterialien erhöhen die Unfallgefahr. Durch die damit einhergehende Behinderung, auch von Dritten, verzögern sich im ungünstigsten Fall die Bauabläufe. Das wiederum führt zu steigendem Termindruck und höheren Kosten, was in der Folge zur Wiederholung und somit einer Negativspirale führen kann. Die Baulogistik verhindert solche negativen Entwicklungen. Sie macht diese verborgenen Zeiten sichtbar und optimiert die Abläufe für alle Beteiligten: Wir sorgen mit unserer Leistung dafür, dass sich die Gewerke voll und ganz auf ihre Haupttätigkeit konzentrieren können. Ein effizienterer Ablauf eines Projekts bedeutet eine kürzere Laufzeit – und auf längere Sicht niedrigere Kosten für Sie als Kunden.
Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. Wie kann ein Baulogistikunternehmen mich hier unterstützen?
Durch den Einsatz eines Baulogistikers verbessern Sie den gesamten Bauablauf auch unter ökologischen Aspekten. Mit einem Entsorgungskonzept, das auf Ihr Projekt zugeschnitten ist, können Sie zum Beispiel den anfallenden Baumischabfall drastisch reduzieren. Eine Baumischabfallquote von unter 10 % ist realisierbar.
Der Baulogistiker steuert darüber hinaus den Baustellenlieferverkehr aktiv; so minimieren wir Wartezeiten vor bzw. auf dem Baustellengelände, bündeln Materialströme und reduzieren (Fehl-)Anfahrten. Auf dem Baufeld kann man dann die entsprechenden Maßnahmen zur zeitnahen Bearbeitung des Transports in der Ent- oder Beladezone treffen. Damit vermeiden wir Rückstaus, auch über die Baustellengrenze hinaus in den öffentlichen Verkehr. All das trägt dazu bei, negative Effekte wie Luftverschmutzung, Lärm sowie das Fahrzeugaufkommen im Innenstadtbereich so gering wie möglich zu halten.
Nicht zuletzt kann ein Baulogistikunternehmen Sie natürlich bei der Umsetzung und Einhaltung verschiedenster Umweltanforderungen unterstützen, etwa in den Bereichen Schallschutz, Schadstoffemission und Abfallbehandlung, damit Sie das Ziel einer Umweltzertifizierung für nachhaltiges Bauen erreichen. Zu nennen wären hier etwa Zertifizierungen nach LEED, DGNB, BREEAM oder auch Green Building.
Lieferengpässe, Preissteigerungen, Fachkräftemangel – herausfordernde Zeiten für die Baubranche! Inwiefern kann Baulogistik hier Lösungsansätze liefern?
In der Vergangenheit lag der Fokus der Baulogistik hauptsächlich auf dem Thema Optimierung. Das ist selbstverständlich nach wie vor wichtig. Aktuell gilt es aber vielmehr, Verschwendung zu vermeiden und die uns zur Verfügung stehenden, teilweise knappen Ressourcen so effizient wie nur möglich einzusetzen. Das ist die eigentliche Herausforderung! Mit unbegrenzten Ressourcen finden sich leicht Möglichkeiten, wo ich etwas optimieren oder sogar mit Verschwendung leben kann. Das kann man auch gut auf das Thema Fachkräftemangel übertragen. Wenn Sie feststellen, dass Ihr Bauvorhaben zu langsam läuft, können Sie natürlich mehr Personen dort einsetzen. Dies funktioniert aber nur, wenn Sie genügend qualifiziertes Personal haben. Anderenfalls lautet die Fragestellung: «Wie schaffe ich es, mit den vorhandenen oder zukünftig sogar weniger Fachkräften in derselben Qualität und Geschwindigkeit wie heute zu bauen?» An exakt diesem Punkt kommt die Baulogistik wieder ins Spiel: Der Schlüssel liegt in der Produktivitätssteigerung und hier haben wir in der Bauwirtschaft noch viel Luft nach oben.
Damit schlage ich dann auch einen Bogen zur ersten Frage – warum eigentlich Geld für Baulogistik ausgeben? Genau aus diesem Grund: die Baulogistik schafft, gerade in der jetzigen Zeit, die Rahmenbedingungen dafür, dass das Bauen mit der verfügbaren Kapazität in der bestmöglichen Zeit zu den bestmöglichen Kosten mit dem niedrigsten Einsatz von Energie so effizient wie möglich, so ressourcenschonend wie möglich und mit so wenig Flächenanspruch wie möglich vonstattengeht. Oder kurz gesagt: Wir kümmern uns um das komplette Drumherum, damit der Auftraggeber seinen Fokus auf die Hauptleistung, also das Bauen bei maximaler Produktivität, Qualität, Kostenoptimierung und Nachhaltigkeit legen kann. Unternehmen, die das erkannt haben, haben bereits heute und auch langfristig einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Sie möchten mehr über unsere Leistungen oder unser Unternehmen erfahren und wie wir Sie bei Ihrem Bauvorhaben unterstützen können? Sprechen Sie uns an. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.